Zum Monatswechsel sind einige Dinge bei der Völkerführung noch möglich.
So ist Umweiseln (Königinnenaustausch/-erneuerung) Mitte, Ende Oktober besonders erfolgversprechend.
Präzisierend gilt, dass für den Rest der Maßnahmen die Betonung auf „noch möglich“ liegt.
Müßig zu bemerken, dass Flugwetter für die meisten Maßnahmen erleichternd wirkt, wenn nicht gar Voraussetzung ist.
Auch im Spätherbst gibt es erfahrungsgemäß immer wieder Phasen, die Eingriffe erlauben. So hatten wir z.B. im Okt. 2012 zwischen dem 18. und 23.10. mit Temperaturen, teils über 20°C, fast sommerliche Verhältnisse.
Grundsätzlich ist aber zu beachten, dass die Völker zu diesem Zeitpunkt bereits im Wintermodus sind. Das heißt, die meisten Aktivitäten werden oder sind bereits minimiert.
Bei intakten Völkern findet der Imker jetzt schon länger keine Drohnen mehr. Überflüssige Esser müssen weichen. Hochzeitsflüge von verspäteten Königinnen sind auf Grund von geringer Drohnendichte und tiefen Temperaturen in aller Regel nicht mehr erfolgreich.
Deshalb ist Königinnentausch in dieser Phase besonders einfach, weil das Volk jetzt keine Alternative mehr hat und die neue Königin ziemlich sicher annimmt.
Die alte Königin wird entfernt. Das geht ganz fix. Ein bis zwei der jetzt meist unbesetzten Randwaben werden entnommen und zur Seite gestellt, die anschließenden Waben verrückt, bis man zum Brutnest vorgedrungen ist. Die wenigen Brutwaben müssen gezogen werden. Die Königin ist jetzt fast immer im nun kleinen Brutbereich zu finden.
Die neue Königin wird im Gitterkäfig unter Futterverschluss eingehängt. Nicht vergessen, das Verschlussplättchen zu öffnen! Nach wenigen Stunden ist die Königin im Volk.
Als Futterverschluss ist Honigfutterteig [2/3 Futterteig, 1/3 Frühjahrshonig] hilfreich. Frühjahrshonig wird bei Erwärmung nicht so leicht flüssig und verhindert trotzdem das Verhärten des Zuckerteigs.***
Im Frühjahr und Sommer gelten für die Umweiselung natürlich andere Vorgehensweisen.
In menschlichen Kategorien gedacht, betreibt der Bien ab Spätsommer / Frühherbst in besonderer Weise Risikoabwägung und stellt eine Nutzen-Kosten-Rechnung auf. Das eingelagerte Futter muss für den Winter reichen.
Erfahrene Imker kennen das Phänomen, Jungimker wundern sich.
Völker, die im August noch sehr stark waren (100 %), sind Ende Oktober deutlich geschrumpft (25%)**. Ableger brüten im Spätsommer unvermindert heftig und schaffen es oft, bis September, Anfang Oktober noch erstaunlich kräftig zu werden.
Der Bien scheint ein „Wissen“ davon zu haben, wie stark er sein muss, um die ungünstige Jahreszeit zu überstehen - in Mitteleuropa ca.10.000 Bienen*.
Das Volk benötigt eine genügende Zahl Arbeiterinnen, die in der Summe auch bei langen Frostperioden so viel Wärme erzeugen können, dass in der Traube konstant eine Kerntemperatur von 25°C gehalten werden kann. Wird noch oder schon wieder gebrütet, muss es gar um 35° sein. Außerdem sollten genügend Arbeiterinnen den Winter überleben, um im Frühjahr den Aufbau des Volkes zu bewältigen. Ein Drittel Totenfall über die Kälteperiode bis Feb./März gilt als normal*.
Das Futter wird von den Arbeiterinnen in Wärme umgesetzt. Das Risiko, einerseits zu verkühlen (Das Volk ist zu schwach.), andererseits zu verhungern (Das Volk ist im Verhältnis zum eingelagerten Vorrat zu stark.), ist immer gegeben. Futterkontrolle im Nachwinter bei unsicherer Lage ist anzuraten.
Langzeitbeobachtungen haben gezeigt, dass unterhalb von 5.000 Tieren das Überleben des Biens, auch natürlich abhängig vom Standort, gefährdet ist.
Hier ein paar Zahlen:Volksstärke und Überwinterungschancen (warmer Standort), nach Liebig, - beobachtet an 386 Völkern; verändert
bei weniger als |
2.500 Bi. |
nur 25 % |
der Völker |
erleben das Frühjahr |
2.500 |
bis 5.000 Bi. |
um 90 % |
der Völker |
erleben das Frühjahr |
5.000 |
bis 7.000 Bi. |
um 95 % |
der Völker |
erleben das Frühjahr |
7.500 |
bis 10.000 Bi. |
um 99 % |
der Völker |
erleben das Frühjahr |
10.000 |
bis 20.000 Bi. |
ca.100 % |
der Völker |
erleben das Frühjahr |
Der ideale Zeitpunkt für Vereinigung oder Auflösung schwacher Völker ist Anfang September bis Anfang Oktober. Einwabenableger aus dem Frühjahr erstarken erst nach Johanni (24.06.) und erreichen Mitte, Ende August ihren Höhepunkt.
Das Aufpäppeln schwacher Völker misslingt in der Regel. Wer Ende Oktober, selbst noch im Nov., erkennt, dass Völker nicht überwinterungssicher sind (weniger als sechs gefüllte Wabengassen bei DN oder fünf bei Zandermaß), sollte jetzt noch handeln.
Handeln heißt hier: aufsetzen oder zulaufen lassen.
Handeln heißt aber auch immer, nicht blindlings vereinigen. Am Anfang steht immer die Frage: Was ist die Ursache der Schwäche?Nicht immer ist es die überalterte, unzureichend begattete oder gar fehlende Königin. Drohnenbrütige bzw. buckelbrütige Völkchen werden bei Flugwetter in einiger Entfernung vom Stand abgefegt. Vorher kräftig Rauch geben, damit die Bienen die Honigblase füllen. So beladen, werden sie beim Einbetteln gerne eingelassen. Durch das Abfegen 30/40 m von der Flugfront entfernt, wird verhindert, dass Drohnenmütterchen in die anderen Völker gelangen und eventuell die Stockmutter angreifen.
Ist es eine Faktorenerkrankung wie Nosemose oder Amöbenruhr (siehe dazu Krankheiten), erkennt der Imker das an den mit Kot bekleckerten Waben. Diese werden dann nicht umgehängt, sondern vernichtet (Infektionsgefahr)!
Stark von Varroa parasitierte Völker müssen erst behandelt werden. Zum Abschätzen des Befalls die Windel 3 Tage einlegen und dann Varrroamilben zählen.
AFB (meldepflichtig), EFB oder Kalkbrut könnten eine Rolle spielen.
Kalkbrut ist eindeutig erkennbar an hellen Puppenmumien vor dem Flugloch und auf dem Beutenboden. Maßnahmen: Königin entfernen und Volk vor ein Nachbarvolk kehren (siehe weiter unten), Brutnest und übriges Wabenwerk am besten vernichten. Wir sprechen vom Herbst! Im Frühjahr, zum Sommer hin, kommt es meist bei zunehmender Volksstärke zur Selbstheilung (Faktorenkrankheit). Aber auch da gilt: Königin nach Möglichkeit austauschen.
Bei unklaren Symptomen keinesfalls ein Völkchen zu anderen zugeben, sondern kompetenten Rat einholen. AFB und EFB sind in den Anfangsstadien schwer zu erkennen und zu unterscheiden (Futterkranzprobe an Pathologielabor DLR Mayen).
Zusammenführen
Ist dies alles weitmöglichst geklärt, kann mit der Auflösung der schwachen Einheiten begonnen werden.
a) Man setzt den Schwächling günstigenfalls einfach auf ein benachbartes Volk (benachbart heißt: 20 bis 30 cm Lücke) und rückt die Beute dieses Volkes in die Mitte der Standplätze beider. Das geht auch bei ungünstigem Wetter. Bei Flugwetter kann das Völkchen auch von einem entfernteren Standort genommen werden. Die Flugbienen sind dann allerdings für das Völkchen verloren. Sie betteln sich bei Völkern im Bereich ihres angestammten Standortes ein. Aumeier legt keine gelochte Zeitung zwischen die beiden Einheiten, sucht auch nicht zwingend nach der Königin, überlässt die Auswahl also den Bienen.
Präferiert man eine Königin, wird diese mit ihrem Volk nach oben gesetzt, die andere herausgefischt. Die verbliebene ist dann durch ihre Ammenbienen genügend geschützt und weit genug von den fremden Flugbienen des unteren Volkes entfernt, die ihr möglicherweise im Anfang gefährlich werden könnten.
Armin Spürgin ist da vorsichtiger. Er legt grundsätzlich einige Lagen Zeitung ein, schmiert die Zeitung mit Honig ein und sticht Löcher in das Papier. Er sucht auch eine der Königinnen heraus und setzt das Völkchen mit der verbleibenden Königin ebenfalls oben auf. Das ist der absolut sichere, aber sehr arbeitsintensive Weg.
b) Vereinigt man zwei zu schwache Einheiten, gilt ebenso die Nachbarschaftsregel, sonst treten Verluste bei kühlem Wetter ein. Man setzt das schwächere auf das relativ stärkere Völkchen. Ohne Verluste gelingt die Vereinigung, wenn man die Möglichkeit hat, beide Einheiten an einen entfernten Platz (mindestens 3 km, besser etwas mehr) zu bringen. Am besten entscheidet man sich auch hier für eine Königin, die kurz unter Futterteig gekäfigt wird. Wem das zu lästig ist, kann auch hier den Bienen die Wahl überlassen.
c) Zur Not kann man ein Völkchen auch vor ein benachbartes Volk kippen (> 12°C, trocken). Das aufzulösende Völkchen wird von seinem Stammplatz entfernt. Die Beute des Volkes, dem man die Bienen zulaufen lassen will, kommt in die Mitte der ursprünglichen Standplätze beider Völker (Nachbarvölker). Vor das Flugloch gehört eine Schräge, auf die man die Bienen von den Waben abkehrt oder schlägt, damit sie zügig zulaufen können (wichtig für die noch jungen, flugunfähigen Bienen). Vor dem Herausnehmen der Bienen gibt man kräftig Rauch, damit die Bienen ihre Honigblasen füllen, so dass sie beim Einbetteln etwas vorzuweisen haben und von den Wächterbienen ins Volk gelassen werden. So verfahren z. B. Aumeier/Liebig.
Die Königin erkennt man spätestens jetzt im Strom der Arbeiterinnen und kann sie herausfischen. Gelingt das nicht, ist das auch nicht schlimm. Die zulaufende Königin wird in aller Regel am Flugloch von den Wächterbienen abgefangen und getötet. Wem das zu unsicher ist, setzt ein Absperrgitter vor. Keilerei gibt es seltsamerweise kaum.
Eventuell noch vorhandene Brutwaben können in das Nest des annehmenden Volkes integriert oder anderen Völkern gegeben werden. Mit Futterwaben verfährt man ebenso oder lagert sie ein.
Ist der Einzug beendet, wird das Flugloch wieder auf voller Breite geöffnet, allerdings mit Mäusegitter (Flugbetrieb beobachten).
Generell gilt: Wer spät im Jahr Völker öffnet, sollte vorher überlegt haben, was er will und dann rasch handeln. Die Wegelagerer sind in den Startlöchern (Waben nicht unnötig herumstehen lassen! Verschüttetes Futter entfernen! Behältnisse verschlossen halten! Wenn, dann in den Abendstunden füttern!).
Die Völker sollten zu diesem Zeitpunkt aufgefüttert sein. Die Winterbienen dürfen jetzt nicht zu sehr strapaziert werden. Sie sollen noch einige Monate vital bleiben. Muss, aus welchen Gründen auch immer, trotzdem Futter gegeben werden, kommt nur Sirup in Frage. Er ist bereits fermentiert und erleichtert den Bienen die Einlagerung beträchtlich. Futterteig geht gar nicht. Er zehrt zu viel Substanz. Die Flugbienen müssen ja Wasser holen, um den Teig aufzulösen und gehen bei kühlem Wetter meist verloren.
Man wartet mit Vorsetzen des Mäusegitters bis längere Phasen mit kühler Temperatur einsetzen, der Flugbetrieb nachlässt und keine Räuberei zu befürchten ist.
Da, wo Spechte eine Gefahr sind, sollte man ein Vogelnetz über die Beuten spannen. Es muss aber zeltartig mit Abstand zur Beute angebracht werden und kein Schlupfloch offen lassen.
So verpackt, haben die Bienen gute Aussicht, das Frühjahr zu erleben.
Zum Schluss noch etwas zur Beute
Bei Holzbeuten ist die Wandung meist um 2,5 cm stark. Das reicht als Winterschutz aus, auch bei zweistelligen Frostwerten. Gut aufgefütterte Völker (zwischen 12 und 20 kg Futtereinlagerung – je nach Mikroklima) braucht man nicht einzumummeln. Der Bien (Aumeier/Liebig) wärmt eh nur die Winterkugel und nicht den ganzen Beutenraum. Die Beute braucht eine gut isolierte Abdeckung, Blechhaube mit Isolierschicht darunter, damit die Wärme nach oben nicht zu sehr verloren geht. In Kunststoffbeuten zehren die Bienen etwas weniger. Der Gitterboden bleibt im Winter offen, damit feuchte Luft nach unten entweichen kann – wo wenig Feuchte, da wenig Schimmel. Auch das Flugloch bleibt in voller Breite offen, bewehrt mit Mäusegitter ( 7 mm im Quadrat, damit die Zwergspitzmaus am Ende nicht durchschlüpft). So verhindert man weitgehend verschimmelte Waben.
Abschließend noch ein Wort zum Futterverbrauch
Über Jahrzehnte haben meine Vereinskollegen und ich 10 bis 12 kg Zucker aufgelöst und eingefüttert (2 : 3). Wir liegen hier in der Börde um 170 m NN. Mir ist in 30 Jahren kein Volk verhungert. Ich spreche von Wirtschaftsvölkern.
Quellen, unter anderem: Monatsbetrachtungen, ADIZ, 2008, 1 bis 12, von Dr. Pia Aumeier*, Uni Bochum
Dr. Gerhard Liebig**
Grundwissen für Imker***, Hrsg. J. Schwenkel, Autoren: A. Spürgin, B.Binder-Köllerhofer, und andere
- letzte Überarbeitung: 01.01.2014